Die Gewinner der Filmfestpreise des 24. Japan-Filmfest Hamburg 2023 stehen fest

Liebe Freunde des Japan-Filmfest Hamburg,

nach 5 spannenden Festivaltagen ging das 24. Japan-Filmfest Hamburg am Sonntag, den 18. Juni, erfolgreich zu Ende. Erneut wurde ein Publikumspreis für die beste japanische Kinoproduktion verliehen. Aus einer Vorauswahl von fünf Filmbeiträgen konnte das Publikum den Siegerfilm küren. Die Jurypreisträger wurden aus dem Kreis der über 60 Filmbeiträge des Festivals gewählt. Verkündet wurden die Gewinnerfilme am Samstag den 17. Juni im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im Metropolis Kino. Das Team des 23. Japan-Filmfest Hamburg gratuliert allen Gewinnern des Jahres 2023 und bedankt sich bei seinen zahlreichen Unterstützern und Sponsoren, ohne deren Beitrag das Filmfest nicht möglich gewesen wäre! 

Die Abstimmung zum Publikumspreis erfolgte dieses Jahr wie gewohnt in den Festival-Kinos. Jeder der fünf nominierten Filme konnte mit einer Wertung von 1 bis 4 Sternen bewertet werden. Voraussetzung für die Stimmabgabe war der Besitz eines Kinotickets für einen der nominierten Filme. Die Gewinnerfilme im Einzelnen:

 

1. Publikumspreis für den besten Film des Festivals

 

you are still in the long tunnel

Regie: Naruse Yūsei

Details: https://jffh.de/de/festivals/24-jffh-2023/you-are-still-in-the-long-tunnel.html

Der Publikumspreis für den besten Kinofilm des Festivals wurde an den Film you are still in the long tunnel von Naruse Yūsei verliehen, der das höchste Zuschauervoting auf sich vereinen konnte. Nominiert waren fünf aktuelle japanische Produktionen (OJIKITAZAWA, Daruma The Yakuza VTuber, NOT BEER, You are still in the long tunnel und Pain, Love and Desire) aus allen Genres, die das Publikum mittels eines Punktesystems bewerten konnte. Mit der Verleihung wurde der Festivalbeitrag gewürdigt, der das Publikum in besonderem Maße begeistern konnte.

 

2. Jury-Preis für die beste Independent-Produktion

 

Retake

Regie: Nakano Kōta

Details: https://jffh.de/de/festivals/24-jffh-2023/retake.html

Der Jurypreis für die beste Independent-Produktion des Festivals wurde an den Film Retake von Nakano Kōta verliehen.

Begründung:

Filme bewahren Augenblicke vor dem Vergehen. Vor eine Filmkamera treten kann unsterblich machen, und wer mit 27 gefilmt wird, bleibt dort für immer 27. Das ist für Menschen auch deshalb nützlich, weil sie sich oft nach ihrer eigenen Vergangenheit sehnen. Weil sie sich erinnern wollen. An ihre Jugend, in der alle Pfade offenstanden und alles möglich schien. Denn Leben bedeutet: Entscheidungen treffen. Sowohl für als auch gegen bestimmte Partner, Berufe und Arten zu Leben. Nostalgie bestimmt das Kino der Gegenwart. Und das ist manchmal wundervoll und romantisch, kann aber auch Lähmen und den Blick auf die Zukunft versperren. Doch manchen Filmen gelingt es, gleichzeitig die Schönheit des Augenblicks in all seinen schillernden Farben und Stimmungen einzufangen, und doch auf Veränderung und Weiterentwicklung zu drängen. Die Unvermeidbarkeit des Erwachsenwerdens und die Schönheit des Erinnerten in Einklang zu bringen. Dieser Film sieht auch die kommende Trauer und den unvermeidbaren Schmerz des Lebens, doch stellt sich ihnen stolz und hoffnungsvoll entgegen. Filme bewahren nicht nur, sie können auch Zeugenschaft ablegen. Ausgezeichnet wird ein Coming-of-Age-Film über das Filmemachen. Zwei oftmals etwas selbstverliebte Spielarten des Kinos befragen sich darin klug und originell selbst. Dieser Film findet einen kindlichen Blick, ohne infantil zu sein. Er wirkt zuerst simpel und ist dann aber sehr komplex. Er ist klein und leistet Großes.

 

3. Spezialpreis für die beste Genreproduktion

 

The Maverick

Regie: Shintarō Tanaka

Details: https://jffh.de/de/festivals/24-jffh-2023/the-maverick.html

Der Spezialpreis für den unterhaltsamsten und produktionstechnisch überzeugendsten japanischen Genrefilm des Festivals wird an The Maverick von Shintarō Tanaka verliehen. Nominiert wurden alle unabhängig produzierten Genrefilme, insbesondere aus den Bereichen Action, Psychothriller, Science Fiction, Fantasy und Horror. 

Begründung:

Zum besten Genrefilm des Festivals hat die Jury einstimmig einen Vampirfilm gewählt. Er überzeugt durch seine ungewöhnliche Form. Die Soundkulissen changieren zwischen urbaner Moderne und historischem Ambiente, mit erstaunlich strengen Kompositionen wird ein ungewöhnlicher Blick auf das vertraute Thema geworfen. Filme über das Heranwachsen gibt es viele, man könnte sie fast als eine Art Leitmotiv des Festivals bezeichnen. Diesem Genrebeitrag gelingt die Engführung zwischen Coming-of-AgeThematik und Genre-Elementen sehr elegant. Der Vampir-Mythos macht sichtbar, wie ungewöhnlich und grotesk die Verwandlungen am Ende der Jugendzeit wirklich sind. Unsere Protagonistin wählt die Identität als Vampir selbst und stößt damit nicht nur auf Akzeptanz. Die Gesellschaft um sie beäugt Außenseiter und Gegenläufer kritisch und hat für sie oft nur ein müdes Lächeln übrig. Wenn im Film mit engen Rollenbildern gebrochen wird, ist das nicht einfach ein Moment von Katharsis, sondern auch ein großer Kinomoment. --- Der "Spezialpreis für die beste Genreproduktion" des diesjährigen JapanFilmfest Hamburg wird daher verliehen an Shintarō Tanakas "Maverick".

 

4. Sonderpreis für eine außergewöhnliche künstlerische Leistung

 

The Rise and Fall of Park Avenue and the 10 Rooms

Regie: Kishimoto Tsukasa

Details: https://jffh.de/de/festivals/24-jffh-2023/10-rooms.html

Der Preis für eine außergewöhnliche künstlerische Leistung wird an Kishimoto Tsukasa verliehen, dessen Drehbuch zum Film The Rise and Fall of Park Avenue and the 10 Rooms bei der Jury bleibenden Eindruck hinterlässt. 

Begründung:

Über jeden Menschen hier im Saal ließe sich eine eigene Geschichte erzählen, über jeden könnte man einen Film drehen. Für gewöhnlich beschränkt man sich im Kino aber auf die Geschichten einiger weniger Figuren, und meistens ist das auch gut so. Versuchen Filmemacher verschiedene Erfahrungen in unterschiedlichen Genres zu einem einzigen zu formen, ist dies mitunter ein gewagtes Unterfangen. Will man sogar eine ganz eigene Welt voll von einzigartigen Figuren vorstellen, alles formschön und stilsicher verpacken und ihre abenteuerlichen Leben geschickt miteinander verknüpfen, braucht es schon jemanden mit großem Können, um den Überblick und die Kontrolle zu behalten. Um Ordnung ins Chaos einer wirren Welt zu bringen. Jemand der seine SchauspielerInnen und die Kamera gleichermaßen führt und zu Höchstleistungen bringt, so dass das Publikum nach dem Film nicht nur das Gefühl hat ein Abenteuer erlebt zu haben, sondern auch in diese Welt eingetaucht zu sein und bald dorthin zurückkehren zu wollen, um mal wieder mit den neugewonnenen Freunden rumzuhängen. Und weil dies ganz wunderbar in 10Rooms gelingt, möchten wir Kishimoto Tsukasa den „Spezialpreis für eine außergewöhnliche künstlerische Leistung" für seine Regiearbeit überreichen.

 

Zusammensetzung der Festivaljury

Auf dem 24. Japan-Filmfest Hamburg wurden zum sechsten Mal die vier außergewöhnlichsten filmischen Leistungen des Festivals ausgezeichnet. Die vier Filmpreise umfassten neben dem Publikumspreis auch drei Jury-Preise, die dieses Jahr von einer fünfköpfigen Jury vergeben wurden. Sie setzt sich zusammen aus: Michael Meier (Jury-Präsident), Lucas Barwenczik, Lisa Schlopsna, Daniel Haberkorn und Sebastian Rothe.

Michael Meier

absolvierte den Masterstudiengang Japanologie an der Universität Trier und befasste sich währenddessen u. a. mit Männlichkeit im Yakuza-Film und Aspekten des Cyberpunks in Shinya Tsukamotos Tetsuo-Reihe. Heute lebt er in Osaka, verbringt einen Großteil seiner Zeit auf „Schatzsuche“ in den dortigen Kinos und redet im Podcast Kompendium des Unbehagens mit einem weiteren Michael und wechselnden Gästen über die Funde und das Leben in Japan (aber eigentlich auch über alles andere, von Videospielen über Politik und Orangensaft bis zu Aalen), in der Hoffnung, etwas Lust auf japanisches Kino wecken zu können.

Lucas Barwenczik

schreibt und spricht über Filme. Als freier Kritiker ist er aktiv für u. a. FILMDIENST, Filmstarts und Kino-Zeit, als Podcaster sitzt er für CUTS – Der kritische Filmpodcast, Longtake und Kulturindustrie am Mikrofon. Er lebt bei Heidelberg.

Lisa Schlopsna

absolvierte den Bachelorstudiengang Filmwissenschaften und Publizistik an der Universität Mainz. In ihrer Abschlussarbeit widmete sie sich dem Zainichi-Cinema und der damit einhergehenden Repräsentation von Menschen mit koreanischen Wurzeln in Japan. Sie berichtete früher regelmäßig über verschiedenste Filme auf ihrem Blog "Infernal Cinematic Affairs" und verfiel dann in eine tiefe Leidenschaft für Manga. Auch heute blickt sie noch gerne in die ostasiatische Medienlandschaft, allen voran die japanische und südkoreanische.

Daniel Haberkorn

ist leidenschaftlicher Podcaster seit 2016. Mit Michael Meier bespricht er vorwiegend japanische Filme mit einer Vorliebe fürs Düstere. In seinen Worten: „Wenn immer Menschen tief in den seelischen Abgrund blicken, lässt mich ein Film, während ich im Kino sitze und darüber hinaus, nicht mehr los.“ Die Filmbesprechungen finden sich auf seinem Blog altstadtkino.blogspot.com.

Sebastian „Basti“ Rothe

führte ehemals die Webseite Videothekenkind.de sowie den gleichnamigen Podcast. Bekannt ist er außerdem durch diverse Gastauftritte im Bahnhofskino Extended Edition Podcast, Wrestling Talk Radio oder bei Kompendium des Unbehagens. Zu seiner Liebe für den japanischen Film sagte er: „Schon seit meiner Kindheit und Jugend bin ich Japan-Fan, vor allem wegen der Godzilla-Filme im TV und frühen Anime-Ausstrahlung wie Sailor Moon im ZDF.“

 

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